1858 - 1864 - Gymnasium
Der Weg in den zweiten Schleswigschen Krieg
Bearbeitet von Grenzgenial
Der Weg in den nächsten Krieg
Auch vor Ort wurden z.B. Ämterbesetzungen oft nationalpolitisch gedeutet und national anders als die Wortführer vor Ort gesinnte Ärzte, Lehrer usw. als Gegner behandelt. So kam es weder zu einer übergeordneten Sozialpolitik - trotz drängender Armutsprobleme - noch zu weiteren politischen Reformen.
Für besonderen Unmut hatte die Sprachpolitik des Ministeriums für Schleswig gesorgt. Nach dem Plan des aus Apenrade stammenden Ministerialsekretärs August Regenburg sollte das Dänische in ganz Nordschleswig bis auf die Städte alleinige Amts- und Schulsprache sein. In den Städten sowie im Dreieck Tondern-Viöl-Gelting sollten beide Sprachen gültig sein, Deutsch aber in Schule und Kirche nur noch Nebensprache. Nur in Nordfriesland und in den südlichen Landesteilen ud Südangeln (sowie in Flensburg) sollte Deutsch alleinige Amtssprache sein. Dies wurde von vielen Deutschgesinnten als Affront aufgefasst und trug das Seine zur Schärfung des Konflikts bei.
Hinzu kam ein ständiger Konflikt um die gemeinsame Verfassung. Die Herzogtümer forderten die Hälfte der Sitze im gemeinsamen Reichsrat und ein Vetorecht für die einzelnen Landesteile. Aber auch wegen der holsteinischen Landesverfassung gab es Konflikte. 1858 wurde diese schließlich ausgesetzt, womit zunächst Holstein in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geriet.
Doch auch in Schleswig schwelte der Konflikt weiter. 1863 löste sich die schleswigsche Ständeversammlung praktisch selbst auf, als die deutschgesinnte Mehrheit die Wahl des Tonderaner Amtsarztes F.F. Ulrich anfocht, weil dieser als dänischer Staatsbeamter nicht hätte kandidieren dürfen. Der unerwartete Tod des Königs im November 1863 in Glücksburg brachte gemäß dem Londoner Protokoll von 1852 Christian IX. aus der jüngeren Sonderburg-Glücksburger Linie auf den Thron. Als eine seiner ersten Amtshandlungen wurde ihm eine neue Verfassung vorgelegt, die er umgehend unterschrieb. Diese sollte aber nur für Dänemark und Schleswig gelten, was gegen die internationale Übereinkunft von 1852 verstieß. In der Folge besetzten deutsche Bundestruppen das nun gegen die Pflicht der Bundesakte wieder verfassungslose Holstein, wo sich umgehend der Augustenburger Herzog Friedrich zum Herzog ausrufen lassen wollte. Doch der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck hatte andere Pläne.
Der Krieg 1864 und die Folgen
Unter Berufung auf das Londoner Protokoll drohte Bismarck mit Konsequenzen, falls die dänische Regierung die Novemberverfassung nicht zurücknehmen sollte. Die dänische Regierung stand international isoliert da. Doch weder der zum Jahresende zurückgetretene Konseilspräsident C.C. Hall noch dessen Nachfolger D.G. Monrad rechneten offenbar mit der militärischen Entschlossenheit Preußens und Österreichs und dem Ausbleiben anderweitiger Unterstützung. Nachdem das Ultimatum verstrichen war, überschritten die Truppen der beiden Mächte am 1.2.1864 die Eider. 14 Jahre nach dem Dreijahreskrieg wurde das Herzogtum Schleswig wieder Kriegsschauplatz.
Bereits im Februar gelang den Verbündeten die Eroberung weiter Teile Schleswigs. Das Gros der dänischen Truppen hatte sich vom Dannewerk in die Düppel-Stellung zurückgezogen. Britische Vermittlungsversuche fruchteten nicht, die dänische Regierung hielt weiterhin an ihren Forderungen fest und wollte nicht auf Kompromisse wie eine etwaige Teilung Schleswigs eingehen. Am 18.4. eroberten preußische Truppen schließlich Düppel und nach dem Scheitern weiterer Verhandlungen am 29.6. auch die Insel Alsen, nachdem Sonderburg schwere Zerstörungen durch Beschuss hatte erleiden müssen.
Hiernach musste die dänische Regierung nachgeben, zumal österreichische Truppen inzwischen weit nach Jütland vorgedrungen waren. Im Wiener Frieden verzichtete Christian IX. auf alle Ansprüche an den Herzogtümern. Ganz Schleswig fiel an Preußen, nur einige Grenzgebiete und Ærø wurden gegen bisher zum Königreich gehörende Gebiete in Nordfriesland und im Bereich Ballum-Mögeltondern ausgetauscht.
Für den deutsch gesinnten Bevölkerungsteil auch im Norden des Herzogtums Schleswig bedeutete dies, dass man nun einem sehr viel größerem deutschsprachigen Staat und angehören sollte und damit im nationalpolitischen Sinn Teil des Staatsvolks wurde. Ein eigenständiges Schleswig-Holstein war nicht vorgesehen. Doch angesichts der bald vollzogenen Gründung eines einheitlichen deutschen Kaiserreichs arrangierten die deutschen Schleswiger sich bald mit der Zugehörigkeit zu Preußen.