Tag der Deutschen Einheit
Vereintes Land oder neue Brüche?
Bearbeitet von Grenzgenial
„Deutschland was nun?“ – unter dieser Überschrift hatte der Verlag Alinea am Dienstag in Kopenhagen zu einem informativen Nachmittag für Deutschlehrer eingeladen. Die Beiträge des Nachmittages kamen von Marc – Christoph Wagner, ARD-Korrespondent und Vorstandsvorsitzender der Sankt-Petri-Schule und von Jacob Chammon, Schulleiter an der Skandinavischen Schule in Berlin und Lehrbuchautor.
Ist Deutschland heute ein vereintes Land? Diese Frage stellten sich am Tag der Deutschen Einheit viele. Auch die teilnehmenden Deutschlehrer, die sich in Kopenhagen zu einem Nachmittag-Kursus versammelt hatten.
„Insbesondere im Nachklang der Bundestagswahl vor gut einer Woche und dem Einzug der AfD (Alternative für Deutschland) in den Bundestag, erscheint ein direkter Zusammenhang zu der altbekannten Kluft zwischen Ost und West naheliegend, denn auffallend ist schon, dass die AfD-Wähler verstärkt in den Bundesländern der ehemaligen DDR zu finden sind“, leitete Marc-Christoph Wagner seinen Vortrag ein. Gekonnt und verständlich führte der Politologe und Journalist die Teilnehmer durch eine Analyse der Fakten, Zahlen und Wahlergebnisse der letzten Bundestagswahl und kam letztlich zu eigenen Erkenntnis darüber, was Deutschland heute teilt.
„Die neuen Brüche innerhalb Deutschlands sollte man nicht als Ost und West deklarieren, sondern eher als zeitcharakteristische Brüche, wo es vielleicht eher um neue Gräben zwischen Modernisierungsgewinnern und Modernisierungsverlierern geht. Eine Problematik, die wir auch in Dänemark und anderen europäischen Ländern erleben“, so Marc-Christoph Wagner.
Verdeutlicht wurde diese These durch ein Zitat der Rede des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier zur Feier der Deutschen Einheit, wo es hieß:
Es sind andere Mauern entstanden, weniger sichtbare, ohne Stacheldraht und Todesstreifen - aber Mauern, die unserem gemeinsamen "Wir" im Wege stehen. Ich meine die Mauern zwischen unseren Lebenswelten: zwischen Stadt und Land, online und offline, Arm und Reich, Alt und Jung - Mauern, hinter denen der eine vom anderen kaum noch etwas mitbekommt. Und ich meine die Mauern aus Entfremdung, Enttäuschung oder Wut, die bei manchen so fest geworden sind, dass Argumente nicht mehr hindurchdringen.
„In welcher Form und in welchem Umfang dieser Bruch zwischen Modernisierungsgewinnern und Modernisierungsverlierern in einer neuen Regierungskoalition Platz und Gehör findet, wird interessant zu verfolgen. Denn schließlich“, so sagt Marc-Christoph Wagner, „wird eine vermutliche „Jamaika-Koalition“ (Red.: Jamaika, weil die Zusammensetzung der drei voraussichtlich koalierenden Parteien, die Farben der jamaikanischen Flagge entsprechen – Schwarz, Gelb, Grün) in erster Linie aus Parteien bestehen, die jede für eine massive und konkrete Modernisierung arbeiten. Sei es in der Frage der Digitalisierung, der Umweltpolitik oder der Wirtschaft.“
Der zweite Teil des Nachmittagsprogrammes gab für die Deutschlehrer viel Anregung und Einblick in der Arbeit, mit Kulturvermittlung im deutschen Fremdsprachenunterricht. Jacob Chammon inspirierte zur Vermittlung dieser schwer definierbaren Kategorie, durch authentische Materialien und Medien. Dies exemplifizierte er anhand der verlagseigenen Lehrbuchreihe „Momo“. „Eine projektorientierte Arbeitsform, sowie Aufgaben und Materialien, die den aktiven Sprachgebrauch unterstützen, sind in dem Material durchgehend“, so der in Berlin wohnhafte Lehrbuchautor.
„Insgesamt ein Nachmittag, der dem fachlichen Austausch der Deutschlehrer guttat und über ein praxisorientiertes Input hinaus auch einen Einblick und Denkanstöße für die Lehrer selbst bot“, sagt Adeline Raahauge Muntenjon, Projektleiterin von Grenzgenial.dk, dem Deutschunterrichtsportal des Bundes Deutscher Nordschleswiger und des Medienhauses Der Nordschleswiger.